Moskovian Kinder

Paul Watermann | Prosagedicht 

Diese Prosa steht der Lyrik näher als dem Roman. Wichtiger als das Erzählen, also die Aneinanderreihung von Sätzen zum Zweck des Baus einer Sinneinheit, ist hier die Sinnlichkeit selbst, nicht also der Verlauf, sondern das Stolpern über die eine Stelle. (Michael Wolf in der taz vom 14.05.2025)

Hardcover mit Fadenbindung und Lesebändchen
152 Seiten | 18 x 13 cm | 978-3-946392-37-8

24,00 

In einem Panorama aus Fischfrauen, Möwen in roten Samtanzügen, sprechenden Bäumen und den moskovitischen Kindern werden Themen wie Einsamkeit, Sehnsucht und die Suche nach Zugehörigkeit verhandelt. Gefeiert wird: „Das Traurige, das Abwegige, das Komische und das Kleine. Das mit den weit aufgerissenen Augen.“ Moskovian Kinder ist das erste Buch von Paul Watermann.

Wir Kinder von Moskau riechen, wie Eisen schmeckt, wenn man dran leckt; sagt man, aber das ist nur außen. Nach innen sind wir weich und ganz innen fühlen sich manche von uns fast wie Pudding. Wir Kinder von Moskau, sagt man, sind wie die Tauben in der Stadt und die, die sie füttern, gleichzeitig. Wenn wir angeln gehen, dann mit Schnüren, die auf weißen Holzbrettern aufgewickelt sind, und beim Angeln singen wir Lieder in unseren spezifischen Heimatsprachen, mit unseren spezifischen Heimatdialekten. Denn beim Angeln denken wir an unsere Jugendzeit, jede für sich; so nennen wir es. Und wir mögen die Fische, die wir angeln, weil Fische weich sind und weiße Bäuche haben und weil ein Fisch ein Fisch bleibt, egal was in der Stadt passiert. Wir Kinder von Moskau sind hart und riechen nach Eisen, sagt man, aber wenn der weiße Bauch dick ist, kommt der Fisch zurück ins Wasser. 

Paul Watermann, geboren 1986 in Melle, studierte zunächst an der Sporthochschule Köln und anschließend literarisches Schreiben am Literaturinstitut Leipzig. Er lebt in Berlin.

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